Zukunft der Weiterbildung bis 2026

Zukunft der Weiterbildung bis 2026:

Wie wird sich die Weiterbildung in den nächsten 8 Jahren entwickeln? Welche Player werden sich durchsetzen? Welche Nischenanbieter können überleben?

Die Fraunhofer Academy hat dazu einen interessanten Bericht mit 4 Szenarien für die Weiternbildung bis 2026 publiziert.  Es wurden wichtige Schlüsselfaktoren für die Zukunft in einer wissensbasierten Gesellschaft identifiziert.

Hier die Szenarien aus dem Bericht dieses Bildungsinstituts, damit wir uns überlegen ob wir mitmachen wollen oder müssen.

Vier Szenarien für die Zukunft der Weiterbildung

 1.    Weiterbildungs-Netflix

Im Szenario „Weiterbildungs-Netflix“ ist die Digitalisierung der entscheidende Treiber der Entwicklung. Sie begünstigt die Entstehung einer Cloud-basierten zentralen Plattform für Lerninhalte, die von den Nutzern nach Bedarf abgerufen werden können – also auf gleiche Weise wie die Inhalte des Video-on-Demand-Portals „Netflix“. Entsprechend werden basierend auf Nutzerprofilen Vorschläge für Lernmodule gemacht, deren Absolvierung durch digitale „Badges“ dokumentiert wird. Diese reichern das Online-Profil der Teilnehmenden an und werden für den Berufseinstieg oder den Jobwechsel zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Die Lerninhalte auf der zentralen Plattform werden dabei von verschiedenen Akteuren entwickelt und bereitgestellt, beispielsweise Digitalunternehmen oder aus dem Hochschulumfeld. Formate wie „Weiterbildung on demand“, „learning to-go“ und „situatives Lernen“ prägen das Bild. Technologien wie Künstliche Intelligenz unterstützen Lernnachweise und Prüfungsformen.

2.    New Modern Times

Das „New Modern Times“-Szenario setzt voraus, dass die digitale Transformation bis zum Jahr 2026 die Welt der Weiterbildung und der Arbeit verändert hat. Insbesondere werden Automatisierung und Künstliche Intelligenz in vielen Arbeitsbereichen bisherige Tätigkeiten ersetzen. Außerdem verkürzen sich Technologiezyklen immer mehr und erfordern die Transformation von Unternehmensstrategien und Geschäftsmodellen. So sind konsequenterweise Unternehmen die zentralen Akteure der Weiterbildung.

Unternehmen prägen im höchsten Maße die Lerninhalte und -formen. Die Weiterbildung findet dementsprechend hauptsächlich intern und unternehmensspezifisch, stark modularisiert, als Bestandteil des Arbeitsverhältnisses statt. Mithilfe von Learning Analytics Tools evaluieren sie die Karriereentwicklung und messen Bildungsfortschritte eines jeden Einzelnen, um die Erreichung von Qualifizierungszielen zu überprüfen. Unternehmen, die auf diese Entwicklungen reagiert haben, werden deutlich erfolgreicher als andere sein.

3.    Connective Learning Communities

Im Mittelpunkt dieses Szenarios stehen die Lernenden im Sinne einer Crowd-Education: Sie agieren innerhalb der „Connective Learning Community“ gleichzeitig als Wissensgenerierer, -vermittler und -konsumenten. Durch diesen Peer-to-Peer-Ansatz entsteht ein kooperativer Wissensaustausch. Der Kern ist der freie Zugang zu vielfältigen, hochwertigen Bildungsinhalten in einem Open-Source-Modell, die sowohl in Online-Räumen als auch der „Makerspace“-Bewegung folgend in realen Lernlaboren vermittelt werden.

Kommerzielle Anbieter, Universitäten oder gar staatliche Einrichtungen werden nur untergeordnete Rollen spielen. Ausnahmen bilden kleinere Weiterbildungsanbieter, die sich als Teil der Crowd-Education verstehen, oder Unternehmen, die beispielsweise Lernlabore in der „realen Welt“ zur Verfügung stellen.

4.    Fürsorglicher Vater Staat

Eine proaktiv geförderte Weiterbildungswelt prägt das Szenario vom „Fürsorglichen Vater Staat“. Indem der Staat Weiterbildungsstandards setzt sowie Bildungsmaßnahmen fördert und finanziert, zielt er vor allen Dingen darauf ab, die Chancengleichheit in der Bildung sicherzustellen. Die Voraussetzungen für dieses Szenario sind die Priorisierung nationaler Interessen und die gezielte Unterstützung von beziehungsweise die Vorbereitung auf Megatrends wie demografischer Wandel oder Digitalisierung.

Durch die staatliche Steuerung sind eine flexible, bedarfsorientierte Gestaltung von Weiterbildungsangeboten und agile Programmanpassungen nur eingeschränkt möglich. Das wird insbesondere die von schnellen Innovationszyklen geprägte technologieorientierte Weiterbildung vor Herausforderungen stellen. Nichtsdestotrotz wird durch die staatliche Unterstützung die wissenschaftliche Weiterbildung in Deutschland einen wichtigen Platz in der Bildungslandschaft einnehmen und zur Öffnung der Hochschulen für neue Zielgruppen beitragen. Die Hauptakteure in diesem Szenario sind demzufolge staatliche Weiterbildungseinrichtungen und staatliche Hochschulen. Unternehmen, Start-ups und private Bildungseinrichtungen haben in diesem Konstrukt das Nachsehen.

Die Wahrheit wird in der Mitte liegen

Bei Betrachtung dieser Szenarien wird deutlich, dass sie teilweise Schnittmengen aufweisen, teilweise aber auch sehr konträre Bilder zeichnen. Es ist daher falsch, sie jeweils isoliert voneinander zu betrachten. Der richtige Ansatz ist, diese vier Szenarien als Diskussionsanregung zu verstehen und als Grundlage für mögliche konkrete Handlungsfelder in der technologieorientierten Weiterbildung zu nutzen. Es gilt, daraus Strategien und Handlungsempfehlungen abzuleiten, mit der sich Weiterbildungsanbieter frühzeitig auf mögliche Veränderungen einstellen können.”

https://www.academy.fraunhofer.de/de/newsroom/blog/2017/11/foresight-szenarien.html